Behandelte vs unbehandelte Diamanten

Natürliche Diamanten sind ein Produkt der Launen der Natur mal wunderschön, mal eher nicht so schön oder zumindest nicht dem Geschmack der meisten potentiellen Kunden entsprechend. Schwer verkäufliche Steine, die sonst zum Ladenhüter verkommen werden daher manchmal mit allerlei Tricks behandelt um aus dem Aschenbrödel eine Goldmarie zu machen. Kein verwerfliches Vorgehen, allerdings darf die Tatsache beim Kauf nicht verschwiegen werden, da sie eine erhebliche Wertminderung gegenüber einem vergleichbaren unbehandelten Diamanten darstellt, auch im Diamantenzertifikat muss sie explizit erwähnt werden.

Behandlung zur Veränderung der Farbe

Das Zauberwort heißt HPHT, eine von Generel Electric entwickelte Technologie die ausgeschrieben „High Pressure, High Temperature“ bedeutet, also hoher Druck und hohe Temperatur. Das Verfahren wird auch zur Herstellung synthetischer Diamanten verwendet, kann aber ebenso natürliche Diamanten entfärben indem es ihre kristalline Struktur und damit die Lichtbrechung verändert. Besonders gerne eingesetzt wird das Verfahren bei braunen Diamanten eingesetzt, die zu den unbeliebtesten zählen. Wenn überhaupt, eignen sich braue Diamanten und Akzente in einem Schmuckstück zu setzen, einen Verlobungsring mit braunem Diamanten als Solitär möchte aber kaum jemand kaufen. Dank HTPT wird aus dem unscheinbaren, braunen Stein vom Typ IIa ein farbloser Diamant, wie extrem der Unterschied sein kann, zeigt eine Abbildung auf der Webseite des GIA. Im Rahmen des Verfahrens ist auch eine Färbung möglich.

Eine solche Behandlung schadet dem Diamanten nach aktuellem Wissenstand nicht und macht ihn auch strukturell nicht anfälliger, dennoch wird ein farblich behandelter Diamant niemals mehr wert sein, als er es in seiner ursprünglichen Farbe war. Er wird auch, wenn gefärbt und nicht nur entfärbt, niemals den Wert eines von Natur aus farbigen Diamanten haben. Die Behandlung wertet also nur die Optik auf. In der Regel werden diese Diamanten dann direkt bei der folgenden Zertifizierung auf dem Gürtel des Diamanten per Lasergravur als behandelt markiert (etwa als „GEPOL“ für Pegasus/Monarch Diamanten aus Antwerpen, die erste Firma die derartige Diamanten verkaufte), diese Gravur lässt sich aber theoretisch wegpolieren. Zudem wird das Verfahren inzwischen von einer Vielzahl von Anbietern eingesetzt,

Darin liegt ein Problem: Ohne genaue Analyse kann selbst der Experte auf den ersten Blick  einen derart behandelten Diamanten nicht von einem unbehandelten unterscheiden. Einer der vielen Gründe, warum Zertifikate namhafter Labore beim Kauf ein Plus an Sicherheit garantieren.

Eine weitere Methode ist der Beschuss mit Neutronen oder Elektronen in einem Reaktor oder Partikelbeschleuniger, der gelbliche oder brauen Diamanten in grüne und blaue Diamanten verwandelt. Was wie Science Fiction klingt, wird z.B. in Indien oder Thailand seit Jahrzehnten im großen Stil praktiziert, bevor diese Diamanten in den Verkehr gebracht werden, erfolgt eine Prüfung ob und in welchem Maße sie Radioaktivität abgeben. Gesundheitsgefährdend sind diese Diamanten nicht. Wer an einen Aprilscherz glaubt, kann die Fakten zur Bestrahlung von Edelsteinen auch bei Wikipedia nachlesen, leider nur in englischer Sprache.

Selbst schwarze Diamanten, von Natur aus eigentlich selten, lassen sich künstlich erzeugen, durch viel Hitze und wenig Druck. Dabei bilden sich Graphit Strukturen aus, die kein Licht reflektieren

Behandlung zur Verbesserung der Reinheit

Dunkle Einschlüsse in Diamanten sind auffällig und unbeliebt, doch selbst in hoffnungslos wirkenden Fällen kann hier die Laserbohrung helfen. Der Laser bohrt ein winziges Loch von der Oberfläche des Diamanten bis zum dunklen Einschluss, danach wird ein aggressives Bleichmittel eingebracht, das den Einschluss weiß und weniger auffällig macht. Die Bohrkanäle bleiben später mit der Lupe sichtbar, sie können nicht verfüllt werden, was auch ein Eindringen von Stoffen die für Verfärbungen sorgen und eine erneute Behandlung nötig machen, sorgen kann. Noch umstrittener ist das Füllen von Rissen im Diamanten, das eine enorme optischer Verbesserung nach sich zieht, aber meist nur eine begrenzte Haltbarkeit hat. Unter dem Aspekt der strukturellen Integrität und Lebensdauer sind jegliche künstliche Verbesserungen der Reinheit daher kritischer zu sehen, als die Farbveränderungen. So kann zum Beispiel ein starkes Erhitzen, etwa im Rahmen einer Neufassung des Diamanten, zu einem Zerspringen und somit zur vollständigen Zerstörung führen. Ein Verlobungsring mit behandeltem Diamant darf auch niemals bei der Hausarbeit getragen werden, das Säuren und Laugen aus Putzmitteln die Füllungen angreifen können.

Eine Reinheitsverbesserung muss beim Verkauf erwähnt werden und ist in Zertifikaten als „Clarity Enhanced“ oder „Clarity Enhancement“ vermerkt, unseriöse Anbieter verklausulieren die Behandlung auch gerne mit dem Kürzel „CE“.

Fazit zu behandelten Diamanten

Selbst wenn behandelte Diamanten optisch makellos erscheinen und viel günstiger (etwa 50%) sind als unbehandelte, raten wir vom Kauf ab. Sie sind ein schlechter Kompromiss zwischen einem absolut natürlichen, unbehandelten Diamanten und künstlichen Diamanten, die zwar keinen Wiederverkaufswert haben, aber wenigstens die gleiche Lebensdauer wie ein natürlicher Stein haben.

Auch unter finanziellen Gesichtspunkten geht die Rechnung nur scheinbar auf, denn ein behandelter Diamant wird sich niemals zu dem Preis wiederverkaufen lassen, zu dem er erworben wurde. Ein unbehandelter Diamant wird immer seinen Wert behalten und mit Blick auf die letzten Jahrzehnte sogar kräftig steigern.