Wer kauft und bezahlt die Verlobungsringe?

Zu Zeiten des alten Roms waren Verlobungsringe noch aus schlichtem Eisen, sie wurden der zukünftigen Braut als Empfangsbestätigung für die Mitgift, die die Eltern der Braut zu entrichten hatten, überreicht. Heute sind Verlobungsringe nur noch ein Zeichen der Liebe und Verbundenheit, des Wunsches das Leben gemeinsam zu verbringen. Meist aus Weißgold oder Gelbgold, seltener aus Silber oder Platin, immer öfter mit einem oder mehreren Diamanten besetzt, ein ganzes Stück teurer als in der Antike. Fragt sich, wer den Ring bezahlt.

Traditionell wird der Verlobungsring vom Mann gekauft und bei einem überraschenden Antrag überreicht. Begründet wurde diese überaus romantische Tradition des Rings aus Edelmetall mit Diamant aber erst sehr spät, nämlich in den späten 1930er Jahren in den USA, durch großangelegte Werbekampagnen der Firma De Beers, die damals alleine den Weltmarkt für Diamanten kontrollierte und heute, als Teil des Minenkonzerns Anglo American immer noch rund 33% der Marktes kontrolliert.  Bis heute ist der damals geprägte Satz „Diamonds are forever“, auf Deutsch „Ein Diamant ist unvergänglich“, dem meisten Menschen vertraut und wird von vielen sofort assoziiert, wenn sie an Diamanten denken.

Im letzten Jahrhundert war es teilweise noch Brauch dass sich der Vater der zukünftigen Braut zur Hälfte am Kauf des Verlobungsrings beteiligte, heute ist diese Kostenteilung nicht mehr üblich, der Ehemann in spe kauf den Verlobungsring selbst.

Während der Kauf und die Bezahlung in Deutschland noch überwiegend Männersache ist, schwappt der Trend zum gemeinsamen Kauf seit einigen Jahren von den USA nach Europa über. In Amerika genießen Verlobungsringe einen ungleich höheren Stellenwert als hierzulande, der Ring gilt als Statussymbol und viele Männer verschulden sich lieber oder teilen sich die Kosten mit ihrer zukünftigen Verlobten, statt einen zu kleinen Verlobungsring zu kaufen. Das Posten des Rings in sozialen Medien, das Vorführen bei Freundinnen, Bekannten und Verwandten, gehört zum guten Ton. Genau deshalb suchen viele Paare in den USA den Ring gemeinsam aus, denn die große Investition will wohlüberlegt sein, vielen Frauen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben sehr dedizierte Vorstellungen davon, wie ihr Verlobungsring aussehen soll.

Ein Vorbild für uns? Der gemeinsame Kauf und die gemeinsame Bezahlung mögen etwas befremdlich wirken, doch dieses pragmatische Vorgehen hat auch handfeste Vorteile: Die Gefahr, dass der Ring nicht gefällt, sinkt auf null, für ein Schmuckstück das oft eine Leben lang am Finger getragen wird keine schlechter Ansatz. Was unweigerlich leidet, ist die Romantik, denn auch wenn der Zeitpunkt des Antrags damit unbekannt bleibt, eine echte Überraschung aus heiterem Himmel ist er nicht mehr.

Wir plädieren daher für den Klassiker, der Mann kauft die Ringe, denn auch wenn es eine vernünftige Entscheidung wäre, den Ring gemeinsam auszusuchen zu bezahlen,  die Freude ist bei einem nicht angekündigten Heiratsantrag größer. Die Eheringe werden im Anschluss ohnehin zusammen ausgesucht, gekauft und in der Regel auch zusammen bezahlt.

Verlobungsringe für beide oder nur für die Frau?

Seit der Jahrtausendwende in Mode gekommen ist der Verlobungsringe für beide Partner, oft einmal mit Diamant, einmal schlicht. Die Ringe werden dann beide beim Antrag in der Schachtel präsentiert, die Partner stecken sie sich gegenseitig an den Ringfinger der linken Hand.

Böse Zungen behaupten, Partnerringe wären eine reine Erfindung der Schmuckindustrie, um zur Verlobung einen zusätzlichen Ring verkaufen zu können. Das stimmt zum Teil, wobei der Trend auch eine ganz andere Ursache hat: Immer mehr Frauen entscheiden sich dazu, das Zepter selbst in die Hand zu nehmen und dem Mann einen Antrag zu machen, mit einem passenden Herrenring und dem dazugehörigen klassischen Verlobungsring für sich selbst.

Wie bei den meisten Dingen rund um Verlobung und Hochzeit gilt, dass die Ausgestaltung alleine Ihrem Geschmack folgt, entscheidend ist was Sie schön finden und möchten, der gesellschaftliche Druck althergebrachten Normen und Traditionen folgen zu müssen, besteht nicht mehr. Trauen Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes, egal ob ein Ring oder zwei, egal wer bezahlt, Ihr Glück ist entscheidend!

An welcher Hand trägt man den Verlobungsring?

Die mit Abstand am häufigsten gestellte Frage zu Verlobungsringen ist, an welcher Hand sie getragen werden. Links? Rechts? Und wie ist es, wenn der Ehering hinzukommt? Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn sie hängt maßgeblich davon ab, ob man der klassischen Tradition folgen will oder nicht. Es gibt kein richtig oder falsch, im Endeffekt bleibt die Wahl dem eigenen Geschmack überlassen.

Traditionell wird der Verlobungsring in Deutschland im Rahmen des Heiratsantrags auf den Ringfinger der linken Hand aufgesteckt, in der Regel nicht selbst, sondern durch den Partner. In den USA, der Schweiz und einigen Ländern Südeuropas ist es genau andersherum, hier wird der Verlobungsring rechts aufgesteckt.

Der Grund, warum hierzulande der Verlobungsring links getragen wird, geht auf ein anatomisches Missverständnis aus lange vergangenen Zeiten zurück. Damals glaubte man, es gäbe eine Vene, die direkt vom linken Ringfinger zum Herzen führt, die sogenannte „Vena Amoris“, die Vene der Liebe. Auch wenn dieser schöne Glaube an eine Ader, die ohne Umwege zum Herz führt und damit Gefühle beeinflusst ein reiner Aberglaube ist, hat sich die Tradition, den Verlobungsring an der linken Hand zu tragen etabliert und bis heute gehalten.

Auch für das Tragen an der rechten Hand gibt es geschichtliche Gründe, genaue Überlieferungen existieren nicht, aber man nimmt an, dass diese Variante u.a. einen biblischen Ursprung hat. Dort heißt es z.B. im Alten Testament „Deine Rechte, Herr, ist herrlich an Stärke.“ Zudem leiteten sich „Recht“, „rechtens“ und „richtig“ ursprünglich von „rechts“ ab, die rechte Hand galt früher als die „richtige“ Hand, weshalb auch viele Generationen von Linkshändern zwangsweise in der Schule auf das Schreiben mit der rechten Hand trainiert wurden. So altertümlich diese Vorstellung anmuten mag, auch sie hat sich in vielen Ländern dauerhaft durchgesetzt.

An welcher Hand werden die Eheringe getragen?

An der anderen Hand, in Deutschland also an der rechten Hand, in Ländern in denen der Verlobungsring rechts getragen wird an der linken, mit einer Gemeinsamkeit: Bei dem Aufstecken der Eheringe wandert der Verlobungsring vor den Ehering, er wird bei uns an den rechten Ringfinger oberhalb des Eherings gesteckt, so dass beide Ringe sich am selben Finger vereinen. Das hat nebenbei auch einen praktischen Nutzen, viele Empfinden das Tragen von Ringen an beiden Händen als hinderlich.

Eine weitere Variante gibt es nur in den USA, hier wird teilweise gar kein Ehering getragen und der Verlobungsring zum Ehering umgewidmet. Woher dieser eher ungewöhnliche Brauch stammt, ist nicht ganz klar.

Sortierbare Tabelle die angibt, wo der Verlobungsring und Ehering üblicher Weise in bestimmten Ländern getragen werden. Innerhalb der einzelnen Länder gibt es teils andere Varianten und regionale Unterschiede, so gelten etwa im Saarland andere Gepflogenheiten als im Rest des Bundesrepublik.
LandVerlobungsring vor der HeiratEheringVerlobungsring nach der Heirat
Deutschlandlinksrechtsrechts
USArechtslinkslinks
Frankreichrechtslinksoptional
Italienlinkslinksoptional
Österreichlinksrechtsrechts
Schweizrechtslinkslinks
Schwedenlinkslinkslinks
Türkeirechtslinks, für den Mann nicht aus Goldwird abgelegt
Russlandlinksrechtsoptional
Polenrechtslinksoptional
Englandrechtslinkslinks
Rumänienrechtslinkslinks
Spanienlinksrechtsrechts
Serbienlinksrechtsrechts
Kroatienrechtslinksoptional
China (Mann)keinerlinkskeiner
China (Frau)links am Mittelfingerrechtslinks am Mittelfinger
Israel (Mann, orthodox)keinerkeiner oder nach der Chuppakeiner
Israel (Frau, orthodox)keinerrechts, reines Gold ohne Stein oder Gravur, am Mittelfingerkeiner

Erwähnenswert ist ein Aberglaube, der sich um den Ehering der Braut rankt. Dieser durfte früher von niemand anderem als der Braut vor der Hochzeit probiert oder angesteckt werden, keinesfalls von einer anderen Frau, denn das galt als schlechtens Omen für die Bindung und potentieller Grund für das Fremdgehen des Ehemanns.

Gibt es noch andere Möglichkeiten?

Natürlich, wie eingangs erwähnt ist heute erlaubt, was gefällt. Die Zeiten in denen es als unschicklich galt, nicht den über viele Generationen bestehenden klassischen Traditionen zu folgen, sind vorbei. Wer beispielsweise als Rechtshänder viel mit den Händen arbeitet, zieht es eventuell vor, Ehering und/oder Verlobungsring links zu tragen, statt sie bei der Arbeit komplett abzulegen. Andere wiederum tragen die Ringe im Alltag gar nicht am Finger, sondern bewahren sie zu Hause auf oder tragen sie an einer Kette im den Hals.  Wiederum andere legen den Verlobungsring nach der Heirat komplett ab oder tragen ihn nur zu besonderen oder festlichen Anlässen.