Ringe mit farbigen Diamanten kaufen?

Beim ersten Gedanken an Diamanten fällt Ihnen sicher ein weißer, funkelnder Stein der auf einem Verlobungsring sitzt ein, doch neben den Farbabstufungen bei weißen Diamanten, die bis ins gelbliche gehen, gibt es auch echte farbige Diamanten, die man als „Fancy Diamonds“ oder kurz „Fancies“ bezeichnet.

Natürliche Färbungen bei Diamanten sind eine seltene Laune der Natur, bedingt durch die Absorption von Licht bestimmter Wellenlängen des sichtbaren Spektrums. Vereinfach gesagt, lassen farbige Diamanten das Licht nicht komplett, sondern nur in Teilen des Spektrums passieren. Was genau für welche Färbung sorgt, ist chemisch hochkomplex, von kleinen Webfehlern in der Struktur bis hin zu chemischen bzw. mineralischen  Verunreinigungen.

Farbige Diamanten sind weitaus seltener als farblose, auf mehrere Tausend weiße Diamanten kommt nur ein farbiger. Farbe ist dabei nicht gleich Farbe, denn während z.B. braune Diamanten eher unbeliebt sind und selten gute Preise erzielen, sind rosafarbene, rote oder blaue Diamanten die nicht nachträglich gefärbt wurden, sondern eine echte, natürliche Farbe aufweisen, extrem begehrt und auch oft dementsprechend teuer, besonders größere Exemplare.

Die Seltenheit ist teils eng mit den Menge an Fundorten verknüpft, so werden rosa Diamanten fast ausschließlich in einer Mine in Australien, der berühmten Argyle Tagebau Mine von Rio Tinto, gefunden. Sie stellt über 90% der Förderung von rosafarbenen Diamanten weltweit, auch blaue Diamanten wurden hier bereits gefunden,  steht außerdem kurz vor der Schließung, da die Vorkommen weitestgehend ausgebeutet sind und die weitere Förderung wirtschaftlich nicht mehr attraktiv ist. Um den Aufwand zu verdeutlichen: Um ca. 1 Karat Diamanten zu fördern, müssen dort aktuell 2 Tonnen Gestein bewegt werden. Von den gefundenen Diamanten sind aber nur  5% für die Verarbeitung zu Schmuck geeignet und nur 1% ist der Steine ist pink. Wenn Sie einen 1 Karat rosa Diamanten im Schmuckqualität  in Händen halten, haben riesige Tagebaumaschinen dafür 2x20x100  = 4000 Tonnen Gestein verarbeitet. Dieses Gewicht entspricht z.B. 10 vollgetankten Boing 747-400 Jumbo Jets.

Im Bereich Schmuck mit farbigen Diamanten gibt es nur wenige Spezialisten weltweit, in deren Online Shops sich eine nennenswerte Auswahl findet. Am bekanntesten ist die Firma Leibish mit Hauptsitz in Israel, die 1979 von Leibish Polnauer gegründet wurde und schnell zum Weltmarktführer für Schmuck mit Fancies avancierte. Das Unternehmen ist noch immer in privater Hand.

Die Auswahl farbiger Diamanten reicht von Gelb, Blau, Grün und Pink bis hin zu exotischen Farben wie Orange, Purpur, Grau, Violett, Champagner, sogar das geheimnisvolle Schwarz. Als Faustregel bei natürlichen, farbigen Diamanten gilt: Je kräftiger, durchgehender und satter die Farbe, desto höher meist der Preis.

Lohnt sich ein Ring mit farbigen Diamanten in der Anschaffung, rein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten? Auf jeden Fall, denn farbige Diamanten sind zwar kein Mainstream Produkt, aber genau das ist der Vorteil. Sie sind wertstabiler und versprechen auch bessere Wertzuwächse, gemäß dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Was die Rendite angeht, lagen Fancies in der Vergangenheit immer weit vor farblosen Diamanten.

Angenommen Sie wollen einen normalen Diamantring mit farblosem Diamanten, warum auch immer, wieder verkaufen. Was zahlt Ihnen ein Juwelier? Den Materialwert des Edelmetalls, plus einen Preis für den Diamanten, der unter seinem normalen Händlereinkaufspreis liegt und weit unter Ihrem Anschaffungspreis. Warum sollte er auch mehr zahlen, er könnte sich stattdessen auch einen „neuen“ Diamanten mit den gleichen 4C und weiteren Merkmalen beschaffen. Fancies lassen sich zwar nicht so schnell und einfach weiterverkaufen, dafür gibt es sie aber nicht in beliebiger Menge, erst recht nicht solche hoher Qualität. Sie sind eine Besonderheit und als solche interessanter, es gibt regelrecht Sammler, die sich um die besten Diamanten reißen.

Das zeigen auch Auktionsrekorde, so versteigerte Sotherbys unlängst ein Paar Diamantohrringe in blau und pink, die Steine tragen die Namen „Apollo Blue“ und „Artemis Pink“. Zuschlagpreis mit Aufgeld 52 Millionen Dollar. Der „Oppenheimer Blue“, benannt nach einem Spross der De Beers Diamantendynastie, erzielte gut 57 Millionen Dollar bei seiner Versteigerung in der Schweiz. Der „Pink Star“ kam für 67 Millionen Euro unter den Hammer, aber auch nur weil der ursprüngliche Käufer die 83 Millionen Dollar inkl. Aufgeld nicht aufbringen konnte. Etwas weniger, aber immer noch im zweistelligen Millionenbereich: der „The Unique Pink“ für immerhin fast 27 Millionen Euro, „Blue Moon“ für 40 Millionen Euro, „The Blue“ für gut 17 Millionen Euro. Alles extreme Beispiele, die aber zeigen wie groß das Interesse an außergewöhnlichen Diamanten in besonderen Farben ist. Um objektiv zu bleiben: Auch besondere farblose Diamanten sorgten für Rekordergebnisse, etwa „Lesedi La Rona“ mit 53 Millionen Dollar oder eine Perlenkette mit schon fast grotesk großem, herzförmigen Diamanten, für die Christies mit 15 Millionen Dollar ein Ergebnis über der Taxe erzielen konnte. Taxe ist das Stichwort, denn was auffällt: Farbige Steine erzielen bei Auktionen häufiger Ergebnisse über dem Schätzpreis, als farblose.

Wie man es dreht und wendet, Fancies haben ihre ganz eigene Faszination und wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, entwickelt meist eine lebenslange Liebe zu diesen ungewöhnlichen Diamanten. Lassen Sie sich anstecken!

Juwelier Christ Erfahrungen und Test

Wer in Google nach Ringen mit Diamanten, Verlobungsringen und anderen Begriffen rund um edlen Schmuck sucht, stößt sehr schnell auf die prominent vertretene Seite von Christ, einem bereits im 19. Jahrhundert gegründetes deutsches Traditionsunternehmen aus Hagen in Nordrhein-Westfalen. Seit dieser Zeit ist viel passiert, die Firma wechselte mehrfach die Eigentümer und landete schließlich in Händen von Finanzinvestoren.

Die jüngere Unternehmensgeschichte ist insofern relevant, als das das Unternehmen mit über 200 Filialen und einem Jahresumsatz im dreistelligen Millionenbereich und prominenten Werbeträgern einerseits auf einigen seriösen Bewertungsplattformen wie Trustpilot  und dem Portal für Arbeitgeberbewertungen Kunuu verheerende Bewertungen am Fließband sammelt, andererseits auf ebenfalls renommierten Seiten wie Trusted Shops sehr ordentlich abschneidet, mit durchweg guten Nutzererfahrungen. Was stimmt nun?

Als Experten für Diamantschmuck wollen wir uns bei der Betrachtung auf einen Bereich der sehr umfangreichen  Christ Webseite, Damenringe mit Diamanten, beschränken, ein Besuch eines Ladenlokals vor Ort fand nicht statt.

Wir gehen, weil hierzu keine Angaben auf der Webseite zu finden sind, im Sinne von Christ davon aus, dass die entsprechenden Diamanten über ein GIA Zertifikat und nicht das schwächere HRD oder IGI Zertifikat verfügen, keine Fluoreszenz aufweisen und Politur sowie Proportionen auf dem gleichen Qualitätslevel wie der Schliff selbst liegen. Alle Angaben wurden direkt  tagesaktuell übernommen, soweit eine Dollar Euro Umrechnung erfolgte, fand diese zum Tageskurs via Google statt.

Der erste Kandidat ist ein 1 Karat Ring aus der „Christ Diamonds“ Serie mit der Nummer 86964325, klassischer Solitärring mit einem Diamanten im Princess Schliff für 6199€. Der Diamant weist die Reinheit IF aus, ist also frei von Einschlüssen, was im ersten Moment für eine sehr gute Qualität spricht. Umso erstaunter sind wir beim Blick auf die Farbe, denn während das Bild einen weißen Diamanten zeigt, ist der Stein laut Beschreibung getöntes Weiß, somit K-L auf der Farbskala, was einem deutlich gelben Ton, der mit bloßen Auge wahrgenommen wird, entspricht. Auch der Schliff enttäuscht etwas, denn gut bedeutet lediglich Mittelmaß. Etwas ungünstig geschliffen, etwas gelb, aber lupenrein ist er, was auch in der Beschreibung betont wird. Aus fachlicher Sicht ein eher unausgewogener Diamant. On top auch noch mit Fehler im Text, denn der Stein wird als Brillant bezeichnet und das Bild zeigt einen Diamanten mit rundem Brillantschliff, vom typisch quadratischen Princess Cut von dem gesprochen wird keine Spur. Kommen wir zum Preis, ein Diamant der genau dieser Farbe, Größe und Reinheit hat, mit einem besseren Schliff (Very Good) kostet bei unserem Lieblingsshop James Allen ca. 4000€, plus 500€ für einen vergleichbaren Ring in dem der Diamant gefasst ist. Gesamt 4500€, plus Mehrwertsteuer und Zoll, 5400€ und damit 800€ weniger. 13% billiger, mit einem besseren Diamanten.

Nächster Ring ist der Christ Solitärring 60001529 aus Gelbgold mit einem 1 Karat Diamanten für 5499€. Farbe Weiß, also H, gute Wahl mit sehr attraktivem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wieder ein guter Schliff, das ginge besser. Das böse Erwachen lauert aber bei der Reinheit, Piqué P1 bzw. I1 auf der internationalen Skala, deutliche Einschlüsse. Zitat Website: „Eine Kollektion mit höchsten nationalen Ansprüchen an Materialien, Handwerk, Qualität und Kompetenz – Made in Germany“ So wirklich hoch scheint der Anspruch ans Material nicht zu sein. Der Endkundenpreis für einen losen Diamanten mit diesen 4C  liegt, selbst eher teuer gekauft, bei nicht mehr als 3000€ mit GIA Zertifikat und ohne Fluoreszenz. Mit der gleichen Rechnung wie oben landen wir bei 4200€, der Ring ist also etwa 24% teurer als ein guter Marktpreis. Diamanten mit deutlichen Einschlüssen können mit Glück, wenn sie an der richtigen Stelle sitzen, fast makellos wirken, dennoch fällt auch hier wieder auf, dass nur eines der 4C, die Farbe, wirklich gut passt, der Rest hingegen abfällt. Piqué Diamanten sollten zudem grundsätzlich nur nach Sichtung gekauft werden und selbst dann ist ein geschultes Auge nötig, um zu erkennen ob es sich um ein tolles Schnäppchen oder eine Kröte handelt.

Aller guten Dinge sind drei, als nächstes auf der Liste ein Halbkaräter im Weißgold Ring, Nummer 60001944 für 2499€ . Brillantschliff, Farbe H, Reinheit SI1, wieder nur ein guter Schliff, aber der Rest stimmig. Endlich ein Glücksgriff? Leider nein, denn hier stimmt der Preis nicht, wieder der Vergleich: Der Brillant 1100€, plus Ring, Steuer, Zoll, 1920€ bei James Allen und damit wieder ein Viertel günstiger als Christ.

Den Vogel schießt Nummer 60020876 ab, ein 1 Karat Diamantring für 11999€, Weißgold, H, IF, guter Schliff. Ein solcher Diamant kostet normalerweise nicht mehr als 6000€, nach unserer Rechnung im Ring inkl. aller Nebenkosten also 7800€  und damit bei Christ 35% zu teuer, das ist Rekord, offensichtlich nach dem Motto „Wer so viel ausgibt, dem ist Geld egal“. Ein unschmeichelhafter Urteil, aber eine Preisdifferenz von über 4000€ zu Vergleichangeboten mit nahezu identischen Spezifikationen sieht man nicht jeden Tag.

Wir haben noch weitere Ringe angesehen, die aber den nach diesen vier willkürlich gewählten Ringen entstandenen Eindruck bekräftigen: Eher unausgewogene Diamanten, manchmal auch wirklich schöne, aber insgesamt einfach zu teuer. Eine Vorschau der Diamanten ist nicht vorhanden, man kauft als blind nach den 4C . Das ist nicht unüblich, die wenigsten Online Shops betreiben den Aufwand jeden Diamanten einzeln genau zu fotografieren, insbesondere bei einem Geschäftsvolumen wie bei Christ, aber wenigstens bei den Produkten im fünfstelligen Preisbereich wäre ein solches Plus an Transparenz wünschenswert.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Die allgemeine Verarbeitungsqualität bei Christ ist sicher tadellos, auch sind die Angebote keine Abzocke. Für den Laien mögen die Unterschiede optisch kaum wahrnehmbar sein,  auch weil Erfahrungswerte zum Vergleich fehlen, doch auch fachlicher Sicht sind die Ringe und Verlobungsringe von Christ nicht das Gelbe vom Ei, die verarbeiteten Diamanten nicht die beste Wahl. In dieser Preisklasse, insbesondere im internationalen Vergleich,  können Sie als Kunde einfach etwas mehr erwarten und andere Händler beweisen, dass es besser geht.

So bestätigt sich leider auch ein verbreitetes Vorurteil: Mit dem Einstieg von Finanzinvestoren, die vor allem Rendite aus einem Unternehmen ziehen wollen, wendet sich die Kundenfreundlichkeit nicht immer zum besten.

 

 

Wer kauft und bezahlt die Verlobungsringe?

Zu Zeiten des alten Roms waren Verlobungsringe noch aus schlichtem Eisen, sie wurden der zukünftigen Braut als Empfangsbestätigung für die Mitgift, die die Eltern der Braut zu entrichten hatten, überreicht. Heute sind Verlobungsringe nur noch ein Zeichen der Liebe und Verbundenheit, des Wunsches das Leben gemeinsam zu verbringen. Meist aus Weißgold oder Gelbgold, seltener aus Silber oder Platin, immer öfter mit einem oder mehreren Diamanten besetzt, ein ganzes Stück teurer als in der Antike. Fragt sich, wer den Ring bezahlt.

Traditionell wird der Verlobungsring vom Mann gekauft und bei einem überraschenden Antrag überreicht. Begründet wurde diese überaus romantische Tradition des Rings aus Edelmetall mit Diamant aber erst sehr spät, nämlich in den späten 1930er Jahren in den USA, durch großangelegte Werbekampagnen der Firma De Beers, die damals alleine den Weltmarkt für Diamanten kontrollierte und heute, als Teil des Minenkonzerns Anglo American immer noch rund 33% der Marktes kontrolliert.  Bis heute ist der damals geprägte Satz „Diamonds are forever“, auf Deutsch „Ein Diamant ist unvergänglich“, dem meisten Menschen vertraut und wird von vielen sofort assoziiert, wenn sie an Diamanten denken.

Im letzten Jahrhundert war es teilweise noch Brauch dass sich der Vater der zukünftigen Braut zur Hälfte am Kauf des Verlobungsrings beteiligte, heute ist diese Kostenteilung nicht mehr üblich, der Ehemann in spe kauf den Verlobungsring selbst.

Während der Kauf und die Bezahlung in Deutschland noch überwiegend Männersache ist, schwappt der Trend zum gemeinsamen Kauf seit einigen Jahren von den USA nach Europa über. In Amerika genießen Verlobungsringe einen ungleich höheren Stellenwert als hierzulande, der Ring gilt als Statussymbol und viele Männer verschulden sich lieber oder teilen sich die Kosten mit ihrer zukünftigen Verlobten, statt einen zu kleinen Verlobungsring zu kaufen. Das Posten des Rings in sozialen Medien, das Vorführen bei Freundinnen, Bekannten und Verwandten, gehört zum guten Ton. Genau deshalb suchen viele Paare in den USA den Ring gemeinsam aus, denn die große Investition will wohlüberlegt sein, vielen Frauen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben sehr dedizierte Vorstellungen davon, wie ihr Verlobungsring aussehen soll.

Ein Vorbild für uns? Der gemeinsame Kauf und die gemeinsame Bezahlung mögen etwas befremdlich wirken, doch dieses pragmatische Vorgehen hat auch handfeste Vorteile: Die Gefahr, dass der Ring nicht gefällt, sinkt auf null, für ein Schmuckstück das oft eine Leben lang am Finger getragen wird keine schlechter Ansatz. Was unweigerlich leidet, ist die Romantik, denn auch wenn der Zeitpunkt des Antrags damit unbekannt bleibt, eine echte Überraschung aus heiterem Himmel ist er nicht mehr.

Wir plädieren daher für den Klassiker, der Mann kauft die Ringe, denn auch wenn es eine vernünftige Entscheidung wäre, den Ring gemeinsam auszusuchen zu bezahlen,  die Freude ist bei einem nicht angekündigten Heiratsantrag größer. Die Eheringe werden im Anschluss ohnehin zusammen ausgesucht, gekauft und in der Regel auch zusammen bezahlt.

Verlobungsringe für beide oder nur für die Frau?

Seit der Jahrtausendwende in Mode gekommen ist der Verlobungsringe für beide Partner, oft einmal mit Diamant, einmal schlicht. Die Ringe werden dann beide beim Antrag in der Schachtel präsentiert, die Partner stecken sie sich gegenseitig an den Ringfinger der linken Hand.

Böse Zungen behaupten, Partnerringe wären eine reine Erfindung der Schmuckindustrie, um zur Verlobung einen zusätzlichen Ring verkaufen zu können. Das stimmt zum Teil, wobei der Trend auch eine ganz andere Ursache hat: Immer mehr Frauen entscheiden sich dazu, das Zepter selbst in die Hand zu nehmen und dem Mann einen Antrag zu machen, mit einem passenden Herrenring und dem dazugehörigen klassischen Verlobungsring für sich selbst.

Wie bei den meisten Dingen rund um Verlobung und Hochzeit gilt, dass die Ausgestaltung alleine Ihrem Geschmack folgt, entscheidend ist was Sie schön finden und möchten, der gesellschaftliche Druck althergebrachten Normen und Traditionen folgen zu müssen, besteht nicht mehr. Trauen Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes, egal ob ein Ring oder zwei, egal wer bezahlt, Ihr Glück ist entscheidend!

An welcher Hand trägt man den Verlobungsring?

Die mit Abstand am häufigsten gestellte Frage zu Verlobungsringen ist, an welcher Hand sie getragen werden. Links? Rechts? Und wie ist es, wenn der Ehering hinzukommt? Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn sie hängt maßgeblich davon ab, ob man der klassischen Tradition folgen will oder nicht. Es gibt kein richtig oder falsch, im Endeffekt bleibt die Wahl dem eigenen Geschmack überlassen.

Traditionell wird der Verlobungsring in Deutschland im Rahmen des Heiratsantrags auf den Ringfinger der linken Hand aufgesteckt, in der Regel nicht selbst, sondern durch den Partner. In den USA, der Schweiz und einigen Ländern Südeuropas ist es genau andersherum, hier wird der Verlobungsring rechts aufgesteckt.

Der Grund, warum hierzulande der Verlobungsring links getragen wird, geht auf ein anatomisches Missverständnis aus lange vergangenen Zeiten zurück. Damals glaubte man, es gäbe eine Vene, die direkt vom linken Ringfinger zum Herzen führt, die sogenannte „Vena Amoris“, die Vene der Liebe. Auch wenn dieser schöne Glaube an eine Ader, die ohne Umwege zum Herz führt und damit Gefühle beeinflusst ein reiner Aberglaube ist, hat sich die Tradition, den Verlobungsring an der linken Hand zu tragen etabliert und bis heute gehalten.

Auch für das Tragen an der rechten Hand gibt es geschichtliche Gründe, genaue Überlieferungen existieren nicht, aber man nimmt an, dass diese Variante u.a. einen biblischen Ursprung hat. Dort heißt es z.B. im Alten Testament „Deine Rechte, Herr, ist herrlich an Stärke.“ Zudem leiteten sich „Recht“, „rechtens“ und „richtig“ ursprünglich von „rechts“ ab, die rechte Hand galt früher als die „richtige“ Hand, weshalb auch viele Generationen von Linkshändern zwangsweise in der Schule auf das Schreiben mit der rechten Hand trainiert wurden. So altertümlich diese Vorstellung anmuten mag, auch sie hat sich in vielen Ländern dauerhaft durchgesetzt.

An welcher Hand werden die Eheringe getragen?

An der anderen Hand, in Deutschland also an der rechten Hand, in Ländern in denen der Verlobungsring rechts getragen wird an der linken, mit einer Gemeinsamkeit: Bei dem Aufstecken der Eheringe wandert der Verlobungsring vor den Ehering, er wird bei uns an den rechten Ringfinger oberhalb des Eherings gesteckt, so dass beide Ringe sich am selben Finger vereinen. Das hat nebenbei auch einen praktischen Nutzen, viele Empfinden das Tragen von Ringen an beiden Händen als hinderlich.

Eine weitere Variante gibt es nur in den USA, hier wird teilweise gar kein Ehering getragen und der Verlobungsring zum Ehering umgewidmet. Woher dieser eher ungewöhnliche Brauch stammt, ist nicht ganz klar.

Sortierbare Tabelle die angibt, wo der Verlobungsring und Ehering üblicher Weise in bestimmten Ländern getragen werden. Innerhalb der einzelnen Länder gibt es teils andere Varianten und regionale Unterschiede, so gelten etwa im Saarland andere Gepflogenheiten als im Rest des Bundesrepublik.
LandVerlobungsring vor der HeiratEheringVerlobungsring nach der Heirat
Deutschlandlinksrechtsrechts
USArechtslinkslinks
Frankreichrechtslinksoptional
Italienlinkslinksoptional
Österreichlinksrechtsrechts
Schweizrechtslinkslinks
Schwedenlinkslinkslinks
Türkeirechtslinks, für den Mann nicht aus Goldwird abgelegt
Russlandlinksrechtsoptional
Polenrechtslinksoptional
Englandrechtslinkslinks
Rumänienrechtslinkslinks
Spanienlinksrechtsrechts
Serbienlinksrechtsrechts
Kroatienrechtslinksoptional
China (Mann)keinerlinkskeiner
China (Frau)links am Mittelfingerrechtslinks am Mittelfinger
Israel (Mann, orthodox)keinerkeiner oder nach der Chuppakeiner
Israel (Frau, orthodox)keinerrechts, reines Gold ohne Stein oder Gravur, am Mittelfingerkeiner

Erwähnenswert ist ein Aberglaube, der sich um den Ehering der Braut rankt. Dieser durfte früher von niemand anderem als der Braut vor der Hochzeit probiert oder angesteckt werden, keinesfalls von einer anderen Frau, denn das galt als schlechtens Omen für die Bindung und potentieller Grund für das Fremdgehen des Ehemanns.

Gibt es noch andere Möglichkeiten?

Natürlich, wie eingangs erwähnt ist heute erlaubt, was gefällt. Die Zeiten in denen es als unschicklich galt, nicht den über viele Generationen bestehenden klassischen Traditionen zu folgen, sind vorbei. Wer beispielsweise als Rechtshänder viel mit den Händen arbeitet, zieht es eventuell vor, Ehering und/oder Verlobungsring links zu tragen, statt sie bei der Arbeit komplett abzulegen. Andere wiederum tragen die Ringe im Alltag gar nicht am Finger, sondern bewahren sie zu Hause auf oder tragen sie an einer Kette im den Hals.  Wiederum andere legen den Verlobungsring nach der Heirat komplett ab oder tragen ihn nur zu besonderen oder festlichen Anlässen.